Treibjagd im Dunkelwald

Der Dunkelwald im Erzgebirge trägt seinen Namen zurecht. Er ist ein riesiges Waldstück auf einem der vielen Höhenzüge des Erzgebirges in unmittelbarer Nähe zum tschechischen Nachbarn zwischen Oberwiesenthal und Johanngeorgenstadt. Dort war vom 18. – 21.07.2024 der Sportpark Rabenberg in Breitenbrunn, Ausgangspunkt der Vier-Tage-MTB-Etappenfahrt, namens ´Treibjagd im Dunkelwald´. Da ich alle Rennen abseits von Straßen bevorzuge, hatte ich dieses schon länger auf meiner Agenda, brauchte aber drei Anläufe, bis ich endlich an den Start gehen konnte. Dafür habe ich mich seit letztem Herbst intensiv vorbereitet. Bei der Anmeldung konnte zwischen der 30- oder 60 Km-Distanz gewählt werden. Für alle gleich: das Etappenrennen startet mit einem Berg-Einzelzeitfahren.

Offiziell war sturz- und unfallfrei zu bleiben mein Ziel. Insgeheim aber wollte ich in der Gesamtwertung der Altersklasse eine Top-Ten-Platzierung erreichen. Die äußeren Bedingungen: Hochsommer im Juli. Ständiger Hitzestau unterm Helm, Staub, feiner Schotter, Wurzeln, Rinnen und Löcher, nie enden-wollende Wiesen an den Hängen. Donnerstag, Bergzeitfahren am Rabenberg

Länge 4,69 Km, 252 Höhenmeter, 21:40 Min.

Start im Tal über Pfade mit unterschiedlich steilen Anstiegen hinauf zum Hotel. Plan: nicht darüber nachdenken, Puls auf Anschlag, einfach nur irgendwie hoch. Fazit: Warum genau mache ich das? Freitag, 19.07.2024 Dunkelwald Marathon am Rabenberg Länge 31 Km, 884 Höhenmeter, 2:23:40h.

Die schwerste Etappe, dauernd am Limit und abwärts über (für mich Flachländer) technisch grenzwertige Singletrails, über die sonst nur die Downhiller rasen und man ständig wachsam sein muss. Dazu wechselnde Lichtverhältnisse im Wald und immer der Gedanke, …ja nicht stürzen oder Schaden haben. Fazit des Tages: Bin ich denn verrückt? Samstag, 20.07.2024 Kamm-Bike-Cross, Johanngeorgenstadt Länge 31,73 Km mit 691 Höhenmeter, 1:44:01h. Im Gegensatz zu den beiden Tagen davor, waren hier viele Einzel-Tagesstarter dabei. Die, frisch ausgeruht, haben das Rennen noch schneller gemacht. Nach der schweren Etappe vom Vortag hieß es hier: Krönchen zurechtrücken und weitermachen. Die Höhenmeter blieben trotzdem ´eklig´ und auf den breiten, langen Abfahrten auf Asphalt oder den Waldautobahnen war wieder ´Vollgas-fahren´ angesagt. Ich habe ganz bewusst nicht auf den Radcomputer geschaut. Fazit: Na, geht doch! Sonntag, 21.07.2024 Erzgebirgsradrennen Skiarena Oberwiesenthal Länge 29,47 Km, 847 Höhenmeter, 1:56:20h.

Am Vorabend in der vorläufigen Gesamtwertung gesehen: Platz 3. Abstand zu Platz 4 genau 1:10 Min. Also diese und noch zwei weitere Startnummern aufs Armband geschrieben und am Start geschaut, wo die Leute sind. Gleiches Procedere der Tagesstarter: Vom Start weg ein so höllisch hohes Tempo, dass das Feld schnell zerreist. Trotzdem irgendwie mitgefahren. Glücklicher Umstand war, dass die ersten Kilometer auf der Asphaltloipe der Skiarena gefahren wurden, auf der im Winter die Biathlon-Weltcups stattfinden. Highlight der Strecke war, dass man ab Kilometer 17 bis zum Ziel nur noch über Pfade und Wege im Wald Bergauf fährt. Drei Km vor dem Ziel fuhr der Viertplatzierte plötzlich direkt an mir vorbei, kam aber bis auf 20 - 30 Meter nicht mehr weiter weg. Irgendwie konnte ich ihm das nicht gönnen. Es hat gereicht. GEFINISHT. Platz 3 in der Altersklassen-Gesamtwertung –

und das als Hobbyfahrer aus dem Havelland.

Fazit: ein sehr gut organisiertes Rennen, das aufgrund des Profils, der technisch schwierigen Singletrails und der Licht- und Wetterverhältnisse seinesgleichen sucht. Im Vergleich zu anderen Mitfahrern habe ich, wenn, meist nur Zeit auf den Abfahrten der Singletrails verloren. Eine Sache, die man hier im Havelland einfach nicht üben kann. Die Rückstände dann immer wieder aufzuholen, war jeden Tag Schwerstarbeit. Aber es hat sich gelohnt. Ich habe gelernt: wenn es dir keiner wirklich zutraut, mach es einfach!

-Björn-